In vielen Gewässern der Schweiz sind die Fischbestände seit Jahren rückläufig. Die vermuteten Ursachen dieses Rückganges sind vielfältig: Chemische Belastung der Gewässer, bauliche Veränderungen, Lebensraumverlust, unüberwindbare Hindernisse und fehlende Laichhabitate, erhöhte Wassertemperaturen und Prädationsdruck sind mögliche Auslösefaktoren. In verschiedenen Untersuchungen wurden Beeinträchtigungen der Fischgesundheit festgestellt (z.B. Schneeberger 1995, Wahli and Meier 1998). Zu den vermuteten chemischen Faktoren für diese Veränderungen gehört der Eintrag von endokrin aktiven Substanzen in die Gewässer, welche die Reproduktionsfähigkeit von Fischen beeinträchtigen können. Eine östrogenartige Wirkung in Lebewesen wird beispielsweise durch synthetische Östrogene, aber auch durch Nicht-Steroide verschiedenster chemischer Struktur hervorgerufen. Als Biomarker für den Nachweis der östrogener Aktivität kann Vitellogenin, ein Phospholipoprotein und Vorläufer eines Proteins des Eidotters, herangezogen werden. Vitellogenin wird in der Leber der Fische unter Östrogeneinfluss synthetisiert und über den Blutkreislauf in die Ovarien transportiert. Die Konzentration in Blut und Leber variiert sehr stark: In adulten weiblichen Fischen wurden hohe Konzentrationen im Milligrammbereich pro Milliliter gemessen, wogegen der Gehalt in männlichen und in juvenilen Fischen massiv tiefer, d.h. im Mikro- bis Nanogrammbereich, liegt. [...]