Das Leben und das Wirtschaften erfolgten im Alpenraum während Jahrhunderten in naturnaher Weise. Nicht dass hier die Menschen durchwegs einer besseren Einsicht folgten, oder dass ethische Normen im Umgang mit der Natur a priori einen höheren Stellenwert gehabt hätten als anderswo. Die Realität war banaler. Zum einen waren durch die natürlichen Verhältnisse die Intensität der Nutzung und der Eingriffe in die Umwelt vorweg beschränkt. Das Klima, bestimmt in erster Linie durch die Höhenlage und die Exposition, und die Topografie gaben den Rahmen für das menschliche Wirken. Zum andern haben überbordende Nutzungen sich immer wieder über kurz oder lang gerächt. Die Natur wies dem Menschen den Weg einer angepassten und alles in allem die Mitwelt schonenden Wirtschaftsweise. Selbstverständlich war das keine heile Welt. Aber die auch vorkommenden punktuellen Übernutzungen korrigierten sich wegen der geringen Nutzungsdichte und dank der Regenerationskraft der Natur meist in kurzer Zeit. Massive Eingriffe, so vor allem Übernutzungen der Wälder zur Schaffung von Weideflächen oder für die Holzgewinnung im Zusammenhang mit dem Bergbau zeitigten freilich Schäden, deren negative Folgewirkungen noch von Generationen zu ertragen waren. In diesem Jahrhundert haben dann die Siedlungs- und Verkehrsentwicklung wie auch das Vordringen mit technischen Erschliessungen von bisher nur extensiv und saisonal genutzten Räumen zu weiteren Belastungen von Natur und Umwelt geführt.