Kürzlich haben wir am Beispiel der Fichte dargelegt (Keller, 1976), dass die 1964 herausgegebenen schweizerischen Grenzwerte für SO₂ bei langandauernden Immissionen für Nadelwälder keinen Schutz bieten würden. Die Fichte war aus folgenden Überlegungen als Beispiel gewählt worden:
- Die Fichte ist der «Brotbaum» der schweizerischen Forstwirtschaft;
- sie dominiert aus naturgegebenen Gründen (Klima) das Waldkleid weiter Gebiete der Alpen und Voralpen;
- die Nadelbäume gelten seit langem als besonders immissionsempfindlich.
In der Literatur finden sich jedoch vereinzelt Hinweise (zum Beispiel Wentzel, 1968), dass auch Laubbaumarten durch geringe SO₂-Immissionen geschädigt werden können. Da die Schweiz im Jura ein ausgedehntes Laubwaldgebiet besitzt und weil möglicherweise in der Nähe von Industrieagglomerationen die Nadelbaumarten inskünftig immissionsbedingt durch andere Baumarten ersetzt werden sollten, liegt es auf der Hand, Laubbaumarten auf ihre Eignung als Alternativen zu prüfen.
In dieser Arbeit möchten wir der Praxis einige erste Erfahrungen und Beobachtungen vorlegen, welche bei den Begasungsversuchen mit SO₂ in der Birmensdorfer Freiland-Begasungsanlage (siehe Keller, 1976) gewonnen wurden. Bei fast allen dieser Versuche wurde Wert darauf gelegt, die schweizerischen Grenz-Richtwerte für SO₂ einzuhalten.