Der Forstingenieur hat vor allem im Gebirge sehr viele technische Probleme zu lösen. Forstlicher Strassenbau, Lawinenverbau, Wildbach- und Rutschungsverbau sowie Entwässerungen können vom Gebirgsförster bis 70 Prozent und mehr seiner jährlichen Arbeitszeit beanspruchen. Es erscheint uns deshalb sinnvoll, wieder einmal auf das Problem unserer Wildbäche aufmerksam zu machen.
Wildbäche werden meist erst dann bekannt, wenn sie infolge eines Hochwassers grosse Schäden verursachen, wobei Siedlungsgebiete, Verkehrswege und Kulturland in Mitleidenschaft gezogen werden. So wurde vor allem in den letzten zwei Jahren, infolge der vielen Gewitter, in reichem Masse von der Natur auf unsere Bäche aufmerksam gemacht. Schäden entstehen meistens dadurch, dass infolge eines starken Niederschlages, oft verbunden mit Hagel, eine ausserordentlich grosse Wassermenge rasch zum Abfluss gelangt, die das Wasserrückhaltevermögen von Boden und Vegetation bei weitem überfordert. Mit dem Wasser werden auch grosse Mengen Geschiebe, zum Teil vermengt mit Holz, zu Tal transportiert. Nach Erreichen des flachen Talgrundes («Vorfluttal») brechen die Hochwasser oft mangels ausreichenden Geschiebetransportvermögens aus dem Bachbett aus. Grosse Gebiete werden übermurt. Die Ausscheidung voraussichtlicher Schadengebiete, respektive der sogenannten Wildbachgefahrenzonen, ist deshalb eine unbedingte Notwendigkeit. Eine einigermassen hieb- und stichfeste Ausscheidung solcher Gefahrenzonen ist eines unserer momentan grössten Probleme, leiden wir doch in dieser Beziehung an einer allgemeinen Kenntnisnot.