Die Entwicklung von Insekten hängt zwar in erster Linie von der Temperatur ab, wichtig sind jedoch auch die Inhaltsstoffe ihrer Wirtspflanzen. Einerseits ist deren Nahrungsqualität, insbesondere der Stickstoffgehalt, für die Insektenvermehrung sehr wichtig, andererseits beeinflussen toxische Abwehrstoffe der Pflanzen die Besiedlung und Entwicklung von Insekten. Die Produktion dieser Abwehrstoffe ist bei Trockenheit vielfach stark eingeschränkt. Im Wallis wurden in den vergangenen 15 Jahren verschiedene Untersuchungen zum Einfluss von Temperatur und Trockenheit auf rindenbrütende Insekten durchgeführt. Die aggressivsten Arten, das heisst, diejenigen mit dem grössten Befallspotenzial, waren der Sechszähnige Föhrenborkenkäfer (Ips acuminatus), der Blaue Föhrenprachtkäfer (Phaenops cyanea) und – in geringerem Mass – der Kleine Waldgärtner (Tomicus minor). Sie waren in der Lage, Waldföhren auch bei relativ hoher Vitalität zu besiedeln. Generell stieg der Befall durch diese Arten sowie andere rindenbrütende Käfer mit zunehmender Kronenverlichtung an. Die räuberischen Insekten zeigten dasselbe Besiedlungsmuster. Die Intensität des Reifungsfrasses des Waldgärtners hing von der Kronenverlichtung ab, wurde aber signifikant von der Wasserversorgung der Bäume beeinflusst. Die zeitliche Entwicklung der Befallsdichten aggressiver Rindenbrüter folgte in den untersuchten Jahren ziemlich genau einem Index für Trockenstress der Wirtsbäume. Die Befallsraten zeigten allerdings oft deutliche regionale Unterschiede. Die Brutdichten nahmen mit der Höhe über Meer zu, was auf die abnehmende Zahl ihrer natürlichen Feinde und auf den bei tieferen Temperaturen reduzierten Harzfluss zurückzuführen sein dürfte.