Bei der Entwicklung von Steinschlagverbauungen können noch nicht alle Einzelteile im voraus berechnet werden. Deshalb werden solche Schutzbauwerke in Feldversuchen getestet. Dabei werden Steine und Felsblöcke aus einer realistischen Flugbahn fallen gelassen und durch das Bauwerk wieder aufgefangen. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) begleitet solche Versuche seit 1988. In diesen Jahren der Zusammenarbeit von Industrie und Forschung hat sich einiges geändert und dies sowohl auf Seite der Forschung als auch auf Seite der Entwicklung von Bauwerken. War die WSL früher an den Bewegungen der Steine oberhalb der Bauwerke, also am freien Flug mit Stosskontakten interessiert, so beschäftigt sie sich heute hauptsächlich mit den Bewegungen der Steine im Schutzbauwerk. Die Schutzbauwerke sind in dieser Zeit enorm weiterentwickelt worden, im speziellen die Drahtseilnetz-Konstruktionen. Das macht sich im gesteigerten Energieaufnahmevermögen sichtbar. Galten vor 10 Jahren noch 250 kJ als maximal (HEIERLI et al. 1985), so sind heute Konstruktionen mit Energieaufnahmevermögen von 1500 bis 2000 kJ in der Testphase. Diese Entwicklung war möglich dank der Verwendung von verbesserten Einzelelementen und deren Zusammenwirken im Bauwerk (GERBER und BÖLL 1993). Der kinetischen Energie eines Steines wird im Bauwerk eine Kraft entgegengesetzt, die entlang des Bremsweges wirkt. Je nach Grösse der wirkenden Kraft ist eine andere Bremsweglänge erforderlich. Die WSL untersucht diese Bremswege und berechnet daraus die erforderlichen Kräfte. Dabei spielt die zeitliche Auflösung der Kraft und des dazugehörenden Bremsweges eine wesentliche Rolle. Erste Resultate mit einer zeitlichen Auflösung von 0,1 Sekunden sind letztes Jahr publiziert worden (GERBER 1996). Seither sind die Berechnungsmethoden verfeinert worden, sodass heute Kräfte mit einer Auflösung von 0,02 s bestimmt werden können.