Durch kontinuierliche und abrupte Veränderungsprozesse im Wald und insbesondere in dessen Wurzelraum ändert sich auch die Disposition des Waldes gegenüber flachgründigen Rutschungen. Das Ziel dieses Artikels ist es, mithilfe von grossen räumlichen Datensätzen mehr über die Zusammenhänge zwischen langfristiger Walddynamik und Rutschgefahr zu erfahren. Dazu wurden aus dem Naturereigniskataster StorMe, dem Ereigniskataster des Kantons Obwalden und der WSL-Rutschungsdatenbank insgesamt 6670 flachgründige Rutschungen ausgewählt und mit GIS-Daten zur aktuellen und zur früheren Waldsituation (Siegfriedkarten von ca. 1880) sowie mit Windwurfflächen (Vivian und Lothar) überlagert. Flachgründige Rutschungen ereigneten sich bei Neigungen von weniger als 35° innerhalb des Waldes deutlich weniger häufig als ausserhalb. Innerhalb des Waldes waren im Nadel- und im Mischwald höhere Rutschungsdichten als im Laubwald zu verzeichnen. Ebenso war die Rutschungsdichte in nach 1880 entstandenen Wäldern höher als in Flächen, die schon früher bewaldet waren. Auf Windwurfflächen lösten sich während der ersten 3 bis 17 Jahre nach dem Windwurfereignis deutlich mehr flachgründige Rutschungen als im übrigen Wald, allerdings bei vergleichsweise grösseren Hangneigungen. Die Analysen zeigen, dass sich die Disposition des Waldes gegenüber flachgründigen Rutschungen innerhalb eines durch Hangneigung und Untergrund vorgegebenen Bereichs sehr stark durch Wiederbewaldungsprozesse und natürliche Störungen verändern kann. Waldbauliche Eingriffe können langfristig zu einer Verbesserung der Schutzwirkung beitragen, wenn sie entsprechend vorsichtig ausgeführt werden und darauf abzielen, die Anpassungsfähigkeit des Waldes gegenüber natürlichen Störungen zu erhöhen.