Stickstoff und Waldschäden: eine Literaturübersicht
Der mögliche Einfluß von Stickstoffeinträgen auf den Waldzustand wurde Mitte der 80er Jahre von NIHLGÅRD in der Stickstoffhypothese zusammengefaßt. Anfänglich als eher moderater Erklärungsversuch für einige Aspekte der "neuartigen Waldschäden" formuliert, wurde sie jedoch bald als umfassende Hypothese für alle Erscheinungen der "neuartigen Waldschäden" dargestellt. Das Thema Stickstoff und Waldschäden wird sehr oft in stark vereinfachter und verallgemeinerter Form dargestellt und diskutiert. Diese Arbeit ist ein Versuch, zur Versachlichung beizutragen, indem die Thematik anhand der in der Literatur beschriebenen wissenschaftlichen Fakten aufgearbeitet wird. In zahlreichen Experimenten konnten schädliche Effekte durch Behandlung mit Stickstoff erzielt werden. Allerdings sind die dabei angewandten Konzentrationen in der Regel viel höher als die im Wald vorkommenden Werte. Akute Schäden durch Stickstoff sind nur aus Gegenden mit sehr hoher Stickstoffbelastung beschrieben. Über die langfristigen Auswirkungen erhöhter Stickstoffeinträge ist allerdings nur sehr wenig bekannt. Wegen des bestehenden Risikos ist jede sinnvolle Maßnahme zu begrüßen, die auf eine Verminderung der Stickstoffemissionen abzielt. Aufgrund der Tatsache, daß die Wissenschaft nur in den seltensten Fällen Beweise liefern kann, sollte dem Vorsorgeprinzip in der Umweltpolitik ein größeres Gewicht eingeräumt werden.
The ammonium hypothesis of NIHLGÅRD (1985) summarizes the potential influence of nitrogen inputs on the condition of the forest. Initially formulated as an attempt to explain some aspects of the "new-type forest decline", it was subsequently presented as a comprehensive hypothesis for all phenomena of "forest decline". The topic of nitrogen and forest decline is very often handled and discussed in a simplified and generalized manner. This study summarizes the scientific results described in the literature and attempts to distinguish between facts and hypotheses. Damaging effects caused by the application of nitrogen have been shown in numerous experiments. However, the concentrations of nitrogen used in these experiments generally far exceed those found in the forest. Acute nitrogen-induced damage has been found to exist only in the vicinity of sources with extremly high nitrogenemissions. However, very little is known about the long-term effects of nitrogen deposition. In view of the existing risks posed by elevated inputs of atmospheric nitrogen in forests and other types of ecosystems, we should welcome every reasonable measure aimed at reducing nitrogen emissions. As science is only rarely able to provide detailed causal explanations in ecological studies, this article is intended to raise awareness that environmental policy should take precautionary measures instead of waiting until every aspect of the causal chain has been determined.