Vegetationskundliche Untersuchungen zeigen, dass heute innerhalb des Parks nurein kleinerTeil der subalpinen Weiden von den Huftieren sehr intensiv genutzt wird; in der alpinen Stufe gibt es praktisch keine Dauerkurzweiden. Auf keiner der bisher untersuchten Dauerbeobachtungsflächen im Bereich der vom Wild intensiv genutzten Dauerkurzweiden hat die Zahl der Pflanzenarten während derletzten 50 bis 80 Jahre abgenommen - in den meisten Fällen hat sie im Gegenteil zugenommen. In einem besonders wildreichen Gebiet im Park waren die Erosionsschäden 1989 nicht grösser als 1938, und die einzige bekannte grössere, durch Scharren entstandene Vegetationsblösse ist wieder zugewachsen. An verschiedenen Stellen im Park haben sich die Wäldererfolgreich auf die subalpinen Rasen hinaus ausgedehnt. Auf den bisher untersuchten Dauerflächen im Wald ist die Verjüngung der Bäume sehr gut. Anscheinend werden Verjüngung und Ausbreitung des Waldes durch die heutige Huftierdichte eher gefördert als behindert. Zu diesen Befunden passt das Ergebnis einer Hochrechnung: Allein auf den subalpinen und alpinen Weiden im Park wächst eine Futtermenge, die theoretisch genügen würde, um während des Sommers zwischen 11 '000 und 25 '000 Hirsche zu ernähren. Das Nahrungsangebot im Sommer ist selbstverständlich nur einer der Faktoren, welche die mögliche Grösse einer Hirschpopulation bestimmen. Futtermangel in den Sommereinstandsgebieten im Park kann jedoch nicht der Grund dafür sein, dass Hirsche nachts den Park verlassen oder dafür, dass die Hirsche im Bereich des Parks kleiner und leichter sind als im übrigen Unterengadin.