Fast jeder, der sich beruflich oder nebenberuflich mit Bäumen befasst, hat wahrscheinlich irgendwann-einmal, meistens unvermittelt, eine Mistel (Viscum album L.) zu Gesicht bekommen. Auf Distanz vielleicht, aber immerhin, denn die Mistel besiedelt als 'Kind des Lichtes' in der Regel die Krone hoher Bäume. Zumindest während der Vegetationszeit wird sie durch das Laub der Wirtspflanzen, bei Nadelgehölzen sogar das ganze Jahr hindurch, neugierigen Blicken mehr oder weniger entzogen und somit schnell einmal übersehen. Ohnehin wird die Mistel oft erst wahrgenommen, wenn sie bereits ein paar Jahre alt ist und sich schon fest auf ihrem Wirt etabliert hat. Einzig dort, wo sie sich dank günstiger Bedingungen in Massen vermehren konnte, ist sie kaum zu übersehen. Solche Bäume erwecken dann - flüchtig betrachtet - den Eindruck, Nistbäume einer Vogelkolonie zu sein.