Spillmann, W. (2000). Schwächen Nachhaltigkeitskonzepte den Umweltschutz? Eine Analyse am Beispiel des Verkehrs. Umweltrecht in der Praxis, 14(3), 187-202.
Im vorliegenden Aufsatz wird am Beispiel des Verkehrs die Frage untersucht, ob die Diskussion über die Nachhaltigkeit eine Schwächung des Umweltschutzes zur Folge hatte. Ausgehend von Studien im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms NFP 41 «Verkehr und Umwelt» wird zuerst der Stand der Forschung über Nachhaltigkeit im Verkehr zusammengefasst. Die bisherigen Erkenntnisse werden dann in Beziehung gesetzt zu der vor kurzem publizierten Strategie des Eidg. Departementes für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK. Diese Strategie ist darum von besonderem Interesse, weil es sich um den ersten Versuch einer Konkretisierung der Nachhaltigkeit in einem wichtigen Politikbereich handelt. Die Strategie des UVEK nimmt die wichtigsten in der Forschung entwickelten Kriterien auf und thematisiert auch die zentrale Frage der Interessenabwägung zwischen ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielen. Es wird postuliert, dass diese Abwägung nicht systematisch zu Lasten des gleichen Schlüsselfaktors gehen darf und dass sie die rechtlichen Mindestanforderungen und die Belastbarkeit der Biosphäre respektieren muss. Am Beispiel derLuftreinhaltepolitik und_der CO2-Gesetzgebung wird dann gezeigt, dass die Interessenabwägung in der Praxis bisher nicht einheitlich war. Bei den Zielen und Massnahmen der Klimapolitik bestimmten andere Überlegungen die Interessenabwägung als bei der Luftreinhaltepolitik. Im Beitrag wird darum postuliert, dass die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kriterien weiter konkretisiert werden sollten, um zukünftig eine transparentere und konsequentere Gewichtung der Ziele vornehmen zu können. Abschliessend wird im Beitrag die These vertreten, dass die Nachhaltigkeit keine Schwächung des Umweltschutzes gebracht hat. Die integrale Betrachtung von ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen bietet vielmehr die Chance, konsistentere Ziele und Massnahmen auszuarbeiten und eine effektivere Politik zu betreiben.