Lange, B., Lüscher, P., & Germann, P. F. (2009). Durchwurzelung von Waldböden und Wasserhaushaltsparameter. FAN Agenda, Fachleute Naturgefahren Schweiz (1), 16-19.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigt sich die Forsthydrologie mit dem Beitrag des Waldes zum Hochwasserschutz. Als einer der Pioniere dieses Forschungsfeldes gilt A. Engler, der im Jahre 1919 sein Werk über die Abflussbildung in Abhängigkeit der Bewaldung im Sperbel- und Rappengraben (Emmental) veröffentlichte und dabei feststellte, dass Abflussspitzen infolge von Starkniederschlägen bei stärker bewaldeten Standorten signifikant kleiner waren als bei weniger dicht bewaldeten (Engler, 1919). Andere Untersuchungen dagegen konnten keinen eindeutigen Einfluss der Walddichte auf die Hochwasserrückhaltewirkung feststellen (z.B. Burch et al. 1996). Hegg et al. (2004) zeigten, dass verschiedene Waldstandortstypen einerseits unterschiedliche Wasserspeicherleistungen erzielten, andererseits auch die Bandbreite der Speicherung innerhalb der einzelnen Waldstandortstypen variierten. Insbesondere Standorte, welche durch eine Stauschicht im Boden geprägt sind, zeigten eine hohe Abhängigkeit der Infiltrationskapazität vom Zustand des Waldes. Je naturnaher der Waldzustand war, desto grösser war die Speicherwirkung. Es wird vermutet, dass dem durch Wurzeln gebildeten Porensystem eine zentrale Bedeutung für die Infiltrationsleistung zukommt. Vermögen die Wurzeln in die Stauschicht einzudringen oder diese gar zu durchstossen, wird der für die Infiltration nutzbare Porenraum entscheidend ausgedehnt. Die Leitlinien bezüglich einer Bewertung der Hochwasserschutzleistung und der Waldbehandlung werden aus den Anforderungsprofilen für die einzelnen Waldstandortstypen und einem "Ist-Soll-Vergleich" nach NaiS (BUWAL, 2005) hergeleitet. Im Rahmen der Cost Action E 38 (Woody root processes) wurde baumartenspezifisch den Einfluss von Baumwurzeln auf die Infiltration vernässter Böden bei unterschiedlichen Ausgangswassergehalten im Boden untersucht. Resultate aus diesen Untersuchungen werden hier präsentiert. In den nächsten drei Jahren wird zudem der Versuch unternommen, die Skalenebene auf grössere Flächen zu erweitern (Cost Forman).