Die Möglichkeit, auch die Früchte des Baumes zu nutzen, hat der Kastanie einen besonderen Stellenwert in der waldbaulichen Palette verschafft. Auch andere Baumarten wären für die Fruchtproduktion interessant (z. B. Walnuss oder Kirschbaum) - aber nur um die Kastanie hat sich eine echte «Kultur» entwickelt. Eine Baum-Mensch-Symbiose entstand, bedingt vor allem durch die besonderen geografischen Gegebenheiten und Umweltbedingungen in den alpinen Bergregionen. Die Kastanie war während vieler Jahrhunderte nicht nur das Hauptnahrungsmittel, sondern war auch von zentraler Bedeutung in bezug auf die politische, soziale und administrative Organisation der damaligen Gesellschaft: eine eigentliche «Kastanienkultur» also, wie viele Autoren sie gern nennen (Bignami und Salsotto 1983). In diesem Artikel werden die Besonderheiten des Kastanienanbaues in der Südschweiz vorgestellt und, nach einer eingehenden Analyse der Vergangenheit und der heutigen Situation, die Zukunftsperspektiven diskutiert.