Man mag sich mit Recht fragen, was denn die Elektronenmikroskopie in der Umweltforschung beizutragen vermag - befasst sich doch letztere vornehmlich mit ganzen Ökosystemen. Bei detaillierten Untersuchungen von Ursache-Wirkungs-Beziehungen wird aber oft realisiert dass es gerade primäre funktionelle Einheiten wie z.B. die Spaltöffnungen einer Baumart sind, welche zum Verständnis der in der Umweltforschung benötigten Zielgrössen herangezogen werden müssen. Dabei besteht die Gefahr, dass bei der vieltausendfachen Vergrösserung einer einzelnen Zelle effektiv die Sicht aufs Ganze vorübergehend verschwindet - der Forscher vor lauter Feinstrukturen den Wald nicht mehr sieht. Seit bald neun Jahren wird an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL, ein Rasterelektronenmikroskop (REM) speziell für umweltnaturwissenschaftliche Forschungsprojekte eingesetzt. Dabei hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass nur bei einer engen Forschungszusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern unterschiedlichster Arbeitsgebiete die Sicht auf den Wald erhalten bleibt - dann aber die Umweltwissenschaft durch die feinstrukturellen Untersuchungen mittels Rasterelektronenmikroskop wesentliche neue Erkenntnisse gewinnen kann. Das Ziel dieses Artikels ist einen Einblick in die für viele Leute noch unbekannte, aber faszinierende Mikrowelt von Waldbäumen und deren Lebensgemeinschaften zu geben. Anhand von ausgewählten Untersuchungsobjekten, die Gegenstand von Forschungsprojekten der WSL waren, versucht dieser Artikel die Popularität und Nützlichkeit des Elektronenmikroskops und der Röntgenmikroanalyse in der Umweltforschung aufzuzeigen.