Die zahlreichen Naturgefahren wie Lawinen, Steinschlag oder Murgänge verhindern seit jeher die uneingeschränkte Nutzung des Gebirges als Siedlungsraum oder als Transitachse. Wer sich den Alpenraum als Siedlungs- oder Wirtschaftsraum nutzbar macht oder ihn auf einer Transitachse durchquert, wird mit den Gefahren der Natur konfrontiert und muss Unbill in Kauf nehmen. Dies trifft Reisende, welche aus Sicherheitsgründen eine Passstrasse umfahren müsen heute genauso wie damals Hannibal, als er mit seinen Elefanten die Alpen querte. Die Besiedelung der Alpen war ein steter Lernprozess; der Mensch war immer schon gezwungen, mit den Naturgefahren zu leben und sein Verhalten diesen anzupassen. Raumknappheit und sichere Nutzung bildeten bereits im Mittelalter häufig unvereinbare Gegensätze. Immer wieder ereigneten sich Katastrophen mit hohen Verlusten an Leib, Leben und Gut. Die Gefahr rückte so jeweils in das Bewusstsein betroffener Menschen und blieb zumindest eine Zeitlang im Gedächtnis haften. Menschen und Naturgefahren bildeten eine Art Schicksalsgemeinschaft. Trotz der ausgewiesenen Gefahr wurde das Risiko offenbar akzeptiert; ob aus Sturheit, aus Fatalismus (Gottesstrafe) oder aus Mangel aus Alternativen (Grundbesitz) ist heute nur schwer zu beurteilen. [...]