Im Umfeld einer sehr angespannten wirtschaftlichen Situation stellen Sturmkatastrophen derzeit mit Sicherheit das größte zusätzliche ökonomische Risiko für den Waldbesitz in Europa dar (HARTEBRODT, 2004a). Sowohl die Schweiz (CH) (WSL/BUWAL, 2001) als auch Baden-Württemberg (BW) (LFV, 2004) wurden innerhalb eines Jahrzehnts von zwei „Jahrhundertstürmen“ betroffen. Generell weisen Studien auf eine Zunahme außertropischer Stürme in der zweiten Hälfte des 20. Jh. hin (IPCC, 2001). Über die zukünftige Entwicklung von Winterstürmen in Mitteleuropa sind noch keine spezifischen Aussagen möglich, intensivere Stürme werden jedoch vorsichtig als eine „mögliche Entwicklung“ eingestuft (WERNLI et al., 2003). 16 der 20 versicherungstechnisch teuersten Ereignisse stehen in Zusammenhang mit Sturmwinden (SWISS RE, 2005). Aus den Erfahrungen mit den letzten Stürmen und der Möglichkeit einer Zunahme solcher Ereignisse kann geschlossen werden, dass künftige forstliche Management-Strategien den Faktor Risiko weit stärker als bisher berücksichtigen sollten (vgl. HANEWINKEL, 2004).

Für die beiden in die Untersuchungen einbezogenen Länder liegen auf vergleichbarer Erhebungsmethodik beruhende länderspezifische Untersuchungen zur Wahrnehmung von Sturmrisiken und Einstellung gegenüber Versicherungen vor (HOLTHAUSEN und BAUR, 2004 und 2003; HARTEBRODT und BITZ, 2007). Damit ließ ein kombinierter Länder- und Besitzartenvergleich vertiefte Kenntnisse über die Wahrnehmung von Risiko und die Einstellung zum Umgang mit Risiko erwarten.

Im vorliegenden Beitrag soll diesen Unterschieden durch vergleichende Bewertung der Ergebnisse beider Befragungen auf der Basis von 6 Hypothesen nachgegangen werden (Kapitel 4). Diese werden zum einen aus den nachfolgend dargestellten versicherungs-, verhaltens- und fördertheoretischen Grundlagen (Kapitel 2), zum anderen aus einem betriebswirtschaftlichen und förderpolitischen Status der beiden Länder abgeleitet (Kapitel 3). Der Beitrag versteht sich damit als Synthesebericht, in dem die aktuelle Wahrnehmung von Versicherungslösungen in verschiedenen Waldbesitzerkategorien in einen theoretischen Kontext eingeordnet wird.