Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten reagieren auf den kontinuierlichen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur, indem sie ihren Lebensraum in andere, mehr geeignete Regionen verlagern. Die hohe Mobilität und oftmals geringen Habitatansprüche von vielen Säugetieren sowie die Vielfalt zahlreicher Einflussfaktoren auf ihr tages- und jahreszeitliches Raumverhalten erschweren den Nachweis, dass artspezifische Veränderungen in der geographischen Verbreitung klimabedingte Ursachen haben. Basierend auf einem weltweit einzigartigen lnventar aller im schweizerischen Kanton Graubünden erlegten Huftiere, analysierten wir 230 565 Abschüsse der vier häufigsten Arten in den Europäischen Alpen: Steinbock, Gams, Rothirsch und Reh. Die Abschusshöhe dieser Arten hat sich von 1991 bis 2013 stetig nach oben verschoben, was für eine Verlagerung der herbstlichen Aufenthaltsräume spricht. Diese Beobachtung stimmt sehr gut mit dem Anstieg warmer und schneefreier Bedingungen im September und Oktober überein. Unsere Ergebnisse unterstreichen die wissenschaftliche Relevanz qualitativ hochwertiger und gut belegter Langzeitbeobachtungen, wie sie jagdliche Abschussinventare darstellen können. Die vorliegende Arbeit liefert zudem einen unabhängigen Nachweis für umweltbedingte Veränderungen im Verbreitungsraum grosser Wildtiere.